U3-Untersuchung: Was wird gemacht? - Ablauf & Behandlung (2024)

In der 4. bis 5. Lebenswoche steht die U3-Untersuchung an. Nun ist in der Regel die ganze Familie zuhause. Die ersten Wochen des „Sich-aneinander-Gewöhnens“ und Kennenlernens liegen hinter Euch. Anfängliche Unsicherheiten haben sich gegeben, und es kehrt – trotz Wochenbett – langsam der „Alltag mit Baby“ ein.

Wenn Dein Kind per Kaiserschnitt zur Welt kam, hast Du als Mutter vielleicht noch mit den Folgen der Operation zu tun, doch hier bringt jede Stunde Heilung und Besserung und auch mehr Mobilität.

Sofern die U2 noch in der Geburtsklinik stattfand und es Dein erstes Kind ist, wirst Du bei der U3 Deine Kinderärztin oder Deinen Kinderarzt kennen – und lieben lernen. So war es auf jeden Fall bei uns. Die Art, wie unser Kinderarzt mit unserem Baby umgegangen ist, hat uns sehr gerührt. Und er hat seit unserem ersten Zusammentreffen unser ganzes Vertrauen und stets ein offenes Ohr für alle unsere Fragen.

Wohnst Du in Baden-Württemberg, Bayern oder Hessen? Dann stellt sich für Dich nicht die Frage, ob Du die U-Untersuchungen durchführen lässt. In diesen Bundesländern sind die Untersuchungen U1 bis einschließlich U9 verpflichtend. Für alle Bundesländer gilt jedoch: Die Teilnahme ist freiwillig, aber die Krankenkassen tragen die Kosten für die Untersuchungen.

Inhaltlich geht es bei der U3 darum, Entwicklungsauffälligkeiten frühzeitig zu erkennen und – wenn nötig – medizinisch einzugreifen und den vorliegenden Erkrankungen entgegen zu wirken. Ich empfehle Dir, das Angebot der U-Untersuchungen unbedingt anzunehmen – auch mit einem Blick in die Zukunft.

Weitere Informationen zu allen U-Untersuchungen findest Du auch in dieser Übersicht zu allen Baby-Früherkennungs-Untersuchungen.

Themen des Beitrags

Ablauf

Körperliche Untersuchungen

Vermessen

Bei den körperlichen Untersuchungen werden zunächst die Körpermaße Deines Babys festgehalten, also sein Körpergewicht, die Körperlänge sowie der Kopfumfang in cm. Letzteres ist gut zu wissen, denn mit dieser Maßangabe hast Du gleich die Mützengröße Deines Sprösslings zur Hand.

Körperreflexe und -kontrolle

Dann richtet sich die Aufmerksamkeit darauf, wie gut sich Dein Baby schon entwickelt hat und was es schon alles kann – obwohl es erst einen Monat alt ist! Die meisten Kinder besitzen bereits ab der dritten Lebenswoche die Fähigkeit, ihren Kopf in die Richtung zu wenden, aus der sie ein Geräusch vernehmen. Bei der Betrachtung von Flächen bevorzugen sie die farbigen gegenüber den grauen. Ihr Saug- und Greifreflex ist gut ausgeprägt.

Auch Sinnes-, Brust-, Bauch- und Geschlechtsorgane werden auf Auffälligkeiten hin untersucht. Mund, Nase, Augen und Ohren sind ebenfalls Teil der medizinischen Betrachtung.

Haut & Allergien

Dein Kind wird während der U3-Untersuchung also von Kopf bis Fuß körperlich untersucht und abgehört. Das impliziert auch die genaue Betrachtung der Haut. Hier achtet der Arzt genau darauf, ob es Hinweise auf Allergien oder eine behandlungsbedürftige Gelbsucht gibt (letztere kann ein Indiz für den Verschluss der Gallengänge sein).

Hüftsonographie

Im Rahmen der U3-Untersuchung findet auch ein Ultraschall der Hüftgelenke Deines Babys statt. Der Fachbegriff dafür lautet Hüftsonographie.

Zu diesem Thema findest Du auf meiner Seite einen ausführlichen Bericht.

Sollte der Kinderarzt diese Untersuchung nicht selbst durchführen können, wird er Dich zu einem (Kinder-)Orthopäden überweisen.

Warum ist der Ultraschall von Babys Hüften so wichtig?

Wenn in diesem Lebensstadium Eures Kindes eine Fehlstellung bzw. eine Formstörung des Hüftgelenks analysiert wird, können bei Nicht-Behandlung schwerwiegende lebenslange Beschwerden wie Hinken, Gangstörungen oder bleibende Schmerzen die Folge sein (1). Die Gelenke sind jetzt noch nicht verknöchert, das heißt, aktuell lässt sich der Winkel des Oberschenkelknochens zur Hüfte noch beeinflussen. Später ist das nicht mehr möglich.

An dieser Stelle gilt: Je früher das Problem erkannt wird, desto kürzer ist die Behandlungszeit. Der hüftsonographische Befund und die daraus resultierende Folge-Behandlung sollten daher sehr ernst genommen werden! Je nach Schweregrad der Dysplasie-Diagnose fällt die Therapie unterschiedlich aus. Schwere Fälle werden vom Orthopäden weiterbehandelt.

Es kann sein, dass Dein Kind über einen gewissen Zeitraum breit gewickelt werden, eine Bandage, eine Beugespreizschiene oder Spreizhose tragen muss. Ein Spreizgips ist nur bei einer gravierenden Dysplasie notwendig. Keine Angst – Deine Hebamme und/oder der behandelnde Arzt stehet Dir an dieser Stelle immer mit Rat und Tat zur Seite.

Und: Auch wenn diese Behandlungs-Methoden nicht sehr schön sind – Dein Baby gewöhnt sich schnell daran und vergisst sie vor allem wieder. Das ist auch der Grund, warum wir alle unsere Eltern danach fragen müssen, ob wir selbst von einer Dysplasie betroffen waren.

Übrigens: Hüft-Fehlstellungen treten häufiger bei Mädchen auf (2).

Körperfunktionen

Neben den Hüften spielt der gesamte Bewegungsapparat bei den Untersuchungen der U3 eine Rolle: Dafür wird Euer Baby vom Kinderarzt in Rücken- und Bauchlage und auch aufrecht gehalten.

Ein Augenmerk liegt bei der U3 auch auf der Beurteilung der Grob- und Feinmotorik. Zu diesem Zeitpunkt geht es bei der Grobmotorik nur darum, ob der Kopf in schwebender Bauchlage gehalten werden kann.

In der Rückenlage sollte Dein Baby seinen Kopf in der Mitte halten können. Die Feinmotorik betrifft die Baby-Hände, die meistens noch geschlossen gehalten werden. Öffnet es spontan seine Hände, um beispielsweise Deinen Finger zu umfassen, ist seine Feinmotorik altersgemäß entwickelt.

Der Kinderarzt wird auch “Übungen” durchführen, die ziemlich wild aussehen. Das kennst Du wahrscheinlich schon von der U2. Das Baby wird an den Füßen oder einem Fuß und einem Arm ruckartig hochgehoben oder geschwenkt. Dabei achtet der Arzt darauf, ob bestimmte Reflexe einsetzen, z.B. ein breites Öffnen der Arme und Hände. Ist dies nicht der Fall, könnte das auf Fehlbildungen der Nervenenden im Nackenbereich hindeuten.

Während Deines Gesprächs mit dem Kinderarzt beobachtet dieser auch die Interaktion zwischen Dir und Deinem Baby, um festzustellen, wie und ob es auf Dich „reagiert“.

Hör-Screening

Wenn Ihr noch kein eindeutiges Ergebnis des Hör-Screenings vorliegen habt, wird der Kinderarzt noch einmal einen Hörtest durchführen. Ja, es ist übrigens normal, wenn Du in einem solchen Falle beunruhigt bist, so ergeht es natürlich gesehen allen Eltern, die erneut das Hörscreening machen müssen (3). Im Zweifelsfall wird Dein Kinderarzt Dich zur weiteren Abklärung zu einem Hals-Nasen-Ohrenarzt schicken. Dort werden alle eventuell notwendigen medizinischen Schritte besprochen.

Optionale Untersuchungen & Behandlungen

Wenn Dein Baby aufgrund Deiner Einverständnis-Erklärung bereits bei der U1 und U2 Vitamin K erhalten hat, so wird bei der U3-Untersuchung geschaut, ob eine weitere Vitamin K-Gabe notwendig ist. Gegebenenfalls wird sie verabreicht (4).

U3 “nicht bestanden”: Was nun?

Sollte sich bei der U3 herausstellen, dass Dein Baby in irgendeiner Hinsicht nicht altersgerecht entwickelt ist, so wird das „Defizit“ schriftlich im gelben U-Untersuchungsheft festgehalten.

Eventuell wird vor die nächste U-Untersuchung ein weiterer Termin eingeschoben. Dabei geht es darum, zu prüfen, ob Dein Kind inzwischen entwicklungsseitig aufgeholt hat.

Du wirst im Vergleich immer wieder feststellen, dass manche Kinder einfach etwas langsamer in der Entwicklung bestimmter Fähigkeiten sind. Insbesondere bei Frühchen wird immer wieder darauf verwiesen.

Wurde in der U3 ein „Problem“ diagnostiziert, das sich ohne medizinische Maßnahmen oder Unterstützung nicht lösen lässt (zum Beispiel eine Atlas-Blockade, bestimmte Allergien oder Asthma), werdet Ihr zu einem Spezialisten überwiesen – beispielsweise zu einem Osteopathen oder Physiotherapeuten für Kinder, einem Hautarzt oder auch Pneumologen.

Beratung & Aufklärung

Im Rahmen der U3 findet ein ausführliches Gespräch mit Deiner Kinderärztin oder Deinem Kinderarzt statt. Es dreht sich vor allem um das Trink-, Schlaf-, und Schreiverhalten Deines Babys.

Ich empfehle Dir, an dieser Stelle sehr ehrlich zu sein und alle Probleme oder Ungereimtheiten anzusprechen und zu klären. Wenn Dein Baby beispielsweise außergewöhnlich viel schreit oder Bauchweh (Koliken) hat, muss der Kinderarzt das wissen. Falsche Scheu ist an dieser Stelle nicht hilfreich – weder für Dich noch für Dein Kind.

Ist der Kinderarzt informiert, kann sie oder er Dir passende Tipps geben, Dich gegebenenfalls zu einem Facharzt überweisen, eine Therapie, Globuli oder Medikamente verschreiben. Auch wird die Ärztin oder der Arzt Dir bei der U3 auf Eltern-Kind-Angebote, auf die Organisation Wellcome (https://www.wellcome-online.de/) und gegebenenfalls auf die sogenannte Schrei-Ambulanz hinweisen.

Warum die Schrei-Ambulanz? Ein Schrei-Baby kann für die Familie eine große Belastung sein. Hier sollten die Eltern rechtzeitig eine Beratung und Hilfe in Anspruch nehmen.

Im Rahmen der U3-Untersuchung wirst Du wieder über alle wichtigen Maßnahmen zur Risiko-Minderung des plötzlichen Kindstods informiert.

Außerdem spielen bei der Beratung wieder die Gabe von Vitamin D und Flourid eine Rolle. Du wirst außerdem über empfohlene Impfungen und deren Zeiträume informiert. Meistens schlägt der Kinderarzt einen ersten Impftermin vor. Eine gute Übersicht über die empfohlenen Impfungen findest Du hier.

Als Mediziner wird Dein Kinderarzt Dir immer zur termingerechten Impfung nach Empfehlung der STIKO raten, sowie zur Gabe von Vitamin D und Flourid. Allerdings gibt es auch Stimmen, die genau diese Maßnahmen bei Säuglingen kritisieren. So meinen manche, man solle Babys erst später und in größeren Abständen impfen, wie es zum Beispiel in Frankreich gemacht wird. Andere sind richtige Impfgegner. Einige Hebammen raten von der Gabe von Flourid ab. Was für Dich und Dein Kind richtig ist, musst Du selbst entscheiden.

Wann ist die nächste U-Untersuchung?

Die nächste U-Untersuchung (U4) ist datiert für den Zeitraum 3. Bis 4. Lebensmonat.

To-Do-Checkliste

Nach der U3

Wie ich oben bereits geschrieben habe, werdet Ihr als Eltern seitens Deines Kinderarztes zu allen empfohlenen Impfungen beraten. Auch werdet Ihr Informationsmaterial dazu erhalten. Das Thema Impfung ist ein Streitthema – oftmals sind sich nicht einmal die Erziehungsberechtigten darüber einig. Meine Bitte: Informiere Dich spätestens jetzt nach der U3-Untersuchung zu den Impfungen, lest nach, wägt die Pros und Kontras ab und trefft für Euch die Entscheidung, ob Ihr Euer Kind impfen lassen möchtet oder nicht.

Wenn Du Dich dafür aussprichst, dann bleib bei Deiner Meinung (egal, was andere dazu sagen – es geht um DEIN Kind!) und lege für Dich fest, welche Impfungen vorgenommen werden sollen. Und dann: Impftermin beim Kinderarzt fixieren.

Die Impfungen sind bis dato noch nicht verpflichtend.

Zwei Überlegungen möchte ich Euch allerdings an die Hand geben:

  1. Wenn Euer Kind zeitnah oder später von einer Tagesmutter, in einer Krippe und danach im Kindergarten betreut werden soll, kann es sein, dass es ohne Schutzimpfungen keinen Platz bekommt.
  2. Auch in der Schule kann es zu Problemen führen, wenn ein Kind nicht geimpft ist. Gibt es beispielsweise Masernfälle in der Klasse/Schule, darf ein nicht geimpftes Kind die Schule bis zum Ende der Inkubationszeit nicht besuchen. Und: Eine Kinderkrankheit wie Masern kann – auch in Deutschland – tödlich enden.

Aber vielleicht seid Ihr Euch bezüglich des Impf-Themas längst einig?

Mehr Infos zu den U-Untersuchungen

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Author: Golda Nolan II

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