So geht Prepping richtig (2024)

Egal, ob bei Pandemien, Wetterkatastrophen oder Wirtschaftskrisen: Prepping-Experte Oliver Hornung weiß, wie man für Krisenzeiten perfekt gerüstet ist und beschreibt in "Das Prepper-Buch" geeignete Vorsorgestrategien. Aktuelle Geschehnisse wie die Corona-Pandemie, das Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und diverse Stromausfälle in verschiedenen deutschen Städten zeigen, wie wichtig Prepping tatsächlich ist. Im Interview mit ntv.de erklärt Hornung, welche Maßnahmen jeder treffen sollte, um im Notfall gut ausgerüstet zu sein.

ntv.de: Was bedeutet Prepping und warum ist es so wichtig?

Oliver Hornung: Prepping bedeutet die Vorbereitung auf mögliche Krisen oder Bedrohungen, die kommen könnten. Wenn man es streng genug nimmt, ist ja bereits Zähneputzen schon Prepping. Ich sorge mit dem Zähneputzen dafür, dass ich keine Löcher bekomme. Man überlegt sich beim Prepping also, was sind die wahrscheinlichsten Krisen, und versucht, sich darauf vorzubereiten.

Für welche Situationen und Krisenzeiten sollte man sich vorbereiten?

Für mich persönlich ist es das Wichtigste, mich finanziell vorzubereiten, falls irgendwelche Engpässe kommen. Auch ganz wichtig ist die Vorbeugung von Krankheiten. Ich habe bereits einen Bandscheibenvorfall hinter mir und weiß, wie viel da Vorsorge ausmachen kann. Man sollte also immer auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten. Im Rahmen einer Wirtschaftskrise können zum Beispiel auch unerwartete Dinge passieren. Niemand dachte, dass Toilettenpapier während der Corona-Pandemie plötzlich ausverkauft sein würde. Die Bundesregierung empfiehlt außerdem, Wasser- und Lebensmittelvorräte für 14 Tage zu Hause zu haben und geht also selbst davon aus, dass nicht alle Menschen versorgt werden können, wenn etwas Schlimmes passiert. Auch Stromausfälle sind ein Thema. Vor zwei Jahren gab es einen Brandanschlag am Ostkreuz in Berlin und dabei ist ein Kabel beschädigt worden. Dadurch ist das gesamte Vodafone- und O2-Netz ausgefallen. Das ging tagelang.

Was gehört in einen Fluchtrucksack unbedingt hinein und worauf muss man beim Packen achten?

Der Fluchtrucksack ist für den Fall da, dass man mal aus der Wohnung raus muss. Ich habe es in Berlin eine Zeit lang erlebt, dass im Treppenhaus Kinderwagen angezündet wurden. Da musste man dann die Wohnung verlassen. Wenn man also schnell mal aus der Wohnung oder dem Haus raus muss aufgrund von Hochwasser oder Feuer, hat man in der Regel nicht die Zeit, wichtige Dinge zusammenzupacken. In dem Rucksack oder auch der Handtasche sollte Kleidung für zwei bis drei Tage von allen in dem Haushalt lebenden Familienangehörigen drin sein. Dann sind auch Kopien von Personalausweisen, Zeugnissen, Versicherungspolicen, Bankkarten und Geburtsurkunden wichtig. Am besten hat man diese Dinge auch auf einem USB-Stick. Man weiß ja nie, was man alles zurücklassen muss. Auch Bargeld sollte unbedingt im Fluchtrucksack drin sein. Was auch wichtig wäre, sind Medikamente, die man regelmäßig nimmt, wie Insulin beispielsweise. Die sollten auch im Rucksack drin sein.

Wie bereite ich mich optimal auf eine eventuelle Wasser- und Lebensmittelknappheit vor?

Man sollte nur Lebensmittel einkaufen, die man auch isst. Es bringt nichts, Dosenfleisch zu kaufen, wenn man das eigentlich nicht mag. Alle Nahrungsmittel in Dosen sind quasi unendlich lange haltbar, weil keine Luft rankommt. Trockenes wie Nudeln, Reis und Linsen sind auch lange haltbar. Wasser hat eigentlich kein Verfallsdatum. Das Verfallsdatum muss bei Plastikflaschen angegeben werden, weil ab diesem Zeitpunkt Plastikstoffe in das Wasser gelangen. Deswegen ist es grundsätzlich ratsam, das Wasser in Glasflaschen zu kaufen.

Wie vermeidet man es am besten, dass Lebensmittelvorräte das Verfallsdatum überschreiten?

Man muss bei der Vorsorge rotierend vorgehen. Das heißt, wenn die Packung Nudeln alle ist, kauft man ein paar Packungen wieder nach. Die kommen dann in die hinterste Ecke des Regals und ältere Sachen rücken nach vorne. So läuft man nicht Gefahr, dass man Sachen am Ende wegschmeißen muss, weil das Verfallsdatum weit überschritten wurde.

Wie kann man frisches Obst und Gemüse ersetzen im Rahmen des Preppings?

Da gibt es viele Vitamintabletten im Supermarkt, die man vorrätig einkaufen kann. Die zweite Möglichkeit sind Sprossen. Die kann man sich selbst zu Hause im Glas ziehen und das ist auch super einfach. Die enthalten viele Vitamine und Mineralien. Das Anzüchten dauert zwei bis drei Tage und dann kann man die Sprossen schon essen. Die schmecken gut im Salat oder auf Brot.

Was tun, wenn die Lebensmittelvorräte zur Neige gehen und immer noch Knappheit herrscht?

Da muss man überlegen, ob man Essen selbst anbauen kann. Für die meisten Menschen ist das aber eher schwierig. Sollte es wirklich zu so einem Szenario kommen, geht es wohl in den meisten Fällen ans Plündern von Supermärkten und Nachbarn. Das ist aber relativ unrealistisch. Wir leben in einer vernetzten Welt und ich glaube auch, dass wir hier in Deutschland sehr gut versorgt sind. Wenn wirklich etwas passiert, kann es sein, dass wir ein paar Wochen auf uns selbst gestellt sind. In der Zeit sollte man von seinen Vorräten leben können. Deutschland hat ja auch große Vorratslager, die dazu da sind, die Bevölkerung zu versorgen. Es wird eine Weile dauern, bis alle Menschen versorgt sind, deswegen sollte man auf jeden Fall Vorräte für mindestens 14 Tage haben. Sollte eine schlimme Katastrophe oder Krise passieren, glaube ich, dass die Menschen zusammenhalten und sich nicht gegenseitig bekämpfen.

Welche Dinge sollte man abseits von Lebensmitteln und Wasser auf jeden Fall vorrätig haben?

Man sollte immer schauen, was man jeden Tag wirklich braucht. Dazu gehören Dinge wie Zahnbürste, Zahnpasta, Toilettenpapier, Waschmittel und Seife. Bei jedem Einkauf würde ich von diesen Dingen ein wenig mehr einpacken. Das kostet vielleicht ein paar Euro mehr, aber letztendlich sorgt man so langsam vor. Ich habe zum Beispiel immer zwei bis drei Packungen Klopapier zu Hause. Es reicht ja schon, wenn man krank wird. Oder auch jetzt in der Corona-Krise: Wenn man in Quarantäne muss, darf man nicht einkaufen gehen.

Was sind Sicherheitsmaßnahmen für Unwetterkatastrophen wie Hochwasser?

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Idealerweise lebt man gar nicht erst in einem Gebiet, das von solchen Dingen wie Hochwasser stärker gefährdet ist. Wenn man aber nun doch in solch einem Ort ist, sollte man entsprechende Versicherungen abschließen. Vorrat bringt einem in so einem Fall natürlich auch nicht weiter. Da kann man nur hoffen, dass man rechtzeitig gewarnt wird. Wichtig ist es deshalb, die Warn-Apps Nina und Kat Warn zu installieren. Die funktionieren gut und informieren rechtzeitig über Unwetter und andere Gefahren. Was auch wichtig wäre, ist die finanzielle Vorsorge. Idealerweise hat man noch drei bis vier Monatsgehälter auf dem Konto liegen. So steht man dann im Falle einer Unwetterkatastrophe nicht komplett vor dem finanziellen Ruin. Wenn aber so etwas wie eine Flut passiert, hilft dann tatsächlich nur die Solidarität von anderen Menschen. Man kann nicht alles alleine lösen und muss sich Hilfe besorgen.

Wichtig ist also auch der Zusammenhalt zwischen den Menschen in solchen Zeiten.

Ganz genau. Dazu sollte man sich schon im Vorhinein idealerweise gut vernetzen. Das nennt sich auch soziales Prepping. Nachbarn kennenlernen wäre wichtig. Besonders in Großstädten sagt man den Nachbarn vielleicht mal kurz Hallo, aber im Grunde kennt man sich gar nicht. Die Historie der Menschen zeigt auch, dass man nur in einer Gemeinschaft überleben kann. Zum sozialen Prepping, also dem Netzwerken, gehört auch das Freundlichsein. Man sollte Menschen nett anlächeln und Smalltalk führen. Da erinnern sich viele Leute dran und sind dann im Notfall vielleicht auch hilfsbereiter.

Wie wappne ich mich am besten für einen Stromausfall?

Da muss man sich erst einmal überlegen, was ein Stromausfall eigentlich bewirkt. Das Wasser fällt aus, aber auch Geldautomaten und Tanksäulen funktionieren nicht. Das heißt, ich habe im Auto den Tank immer mindestens halbvoll. Ich habe Wasser vorrätig, Lebensmittel und Bargeld zu Hause, weil ich eventuell nicht an Bargeld komme am Automaten.

Würden Sie mobile Stromgeräte empfehlen?

Nein. Ich wohne in einer Mietwohnung. Es ist schwierig, die anzuschließen und zum anderen entstehen Abgase, die man nicht in der Wohnung haben will. Man muss sich auch fragen, wie lange der Strom eventuell ausfallen wird. In den meisten Fällen sind es ein paar Stunden oder maximal ein paar Tage. Aber auch dann braucht man keine externe Stromquelle. Man kann sich auch anders vorbereiten, wie zum Beispiel mit Gas kochen. Wir haben zum Beispiel einen Campingkocher zu Hause.

Wie kann man finanziell vorsorgen für den Fall einer Wirtschaftskrise?

Hier setze ich auf Aktien und ETF-Sparpläne. Die gibt es mittlerweile schon für 25 Euro als Sparplan, sodass sich das auch jeder leisten kann. Da muss man sich ein bisschen einlesen, aber so kompliziert ist das Ganze nicht. Auch wenn das Geld entwertet wird, gilt das nicht für Aktien. Es gab Leute damals in den 1920er-Jahren, die hatten Coca-Cola-Aktien gekauft und nach den zwei Weltkriegen hatten sie die immer noch. Die standen also nicht vor dem Nichts so wie andere Menschen. Aktien behalten ihren Wert, solange es die Firma gibt. Bei Automobil-Aktien wäre ich zwar aktuell vorsichtig, aber bei Konsumaktien wie eben beispielsweise Coca-Cola kann man eigentlich nicht viel falsch machen.

Lohnt sich die Investition in Gold und Silber noch?

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Das kann man machen. Das dient eigentlich mehr zur Absicherung, wenn man viel Geld hat. Wenn man aber wenig übrig hat, würde ich die Finger davon lassen. Gold hat kaum Wertzuwachs. Die Silbermünzen sind zwar Zahlungsmittel, aber eigentlich kaum einsetzbar. Wenn man mit dem Preppen anfängt, braucht man das meiner Meinung nach nicht. Ich habe neben meinem Job damals ein Unternehmen aufgebaut, für das ich jetzt Vollzeit arbeite. Man kann auch aus seinen Hobbys Geld machen, zum Beispiel mittels Youtube-Videos oder dem Verkauf von selbst hergestellten Dingen. Ein bisschen was nebenbei verdienen kann jeder, der Interesse daran hat. Die meisten Menschen verschwenden viel Zeit mit Dingen wie dem Smartphone, die sie hätten sinnvoller nutzen können.

Mit Oliver Hornung sprach Isabel Michael

So geht Prepping richtig (2024)

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