Prepping-Ratgeber - derbholz.de (2024)

Der Begriff Prepping wird vom englischen to prepare (sich vorbereiten) abgeleitet. Dabei geht es um die Vorbereitung auf Notsituation mit Blick auf die eigenen vier Wände oder auch häufig das Auto. Prepping kann in unterschiedliche Disziplinen der Krisenvorsorge aufgeteilt werden, die wir hier beschreiben.

Wer sich viel in der Natur aufhält und gerne an Ausrüstungszusammenstellungen feilt, wird früher oder später über den Begriff Prepping stolpern. Die Themenbereiche Outdoor und Prepping haben einige Schnittmengen.

Es gibt diverse Gründe um sich auf eine Notsituation vorzubereiten:

• Stromausfall (in Deutschland eher unwahrscheinlich)
• Naturkatastrophen (Erdbeben, Überschwemmung, Tsunami, Sonneneruption)
• Pandemie (bedingt durch die Globalisierung und weltweiten Flugverkehr steigt die Wahrscheinlichkeit ständig)
• Super GAU (auch wenn in Deutschland viele AKWs runter gefahren wurden, schützt uns das nicht vor einem explodierten Reaktor in einem Nachbarland)
• Wirtschaftlicher Kollaps (Bankenkrisen wie 2008 oder EU-Länder die wie Griechenland durch Korruption und Misswirtschaft pleite gehen)
• Terroranschlag in Form einer Cyber Attacke oder eines EMP
• Krieg oder kriegsähnliche Zustände

Banken und Regierungen fallen regelmäßig bei Stresstests verschiedenster Art durch oder schneiden schlecht ab. Die US-Regierung war im Zuge einer Übung 2014 nicht in der Lage ein Raketen-Silo zu verteidigen! Auch Naturkatastrophen überfordern Regierungen weltweit in regelmäßigen Abständen, dabei sind vor allem starke Erdbeben und/oder Tsunamis häufig so verheerend, dass andere Länder Hilfe beisteuern müssen.

Ein weiteres Beispiel ist der im September 2020 fehlgeschlagene bundesweite Warntag. Hier die offizielle Pressemitteilung. Bei diesem deutschlandweiten Probealarm sollten die Systeme für Katastrophenfälle getestet werden. Das Ergebnis war leider ernüchternd.

Trotzdem oder gerade deswegen bietet auch die Bundesregierung (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) einen Ratgeber zum Thema Vorsorge für den Katastrophenfall.

Bei einem Zusammenbruch, der das Erliegen von Verkehr mit sich bringt, könnt ihr davon ausgehen, dass Supermärkte innerhalb von 3 Tagen leere Regale haben werden.

Der durchschnittliche Prepper verlässt sich nicht auf die Regierung im Fall einer Katastrophe, sondern bereitet sich selber auf den schlimmsten Fall vor.

LagerhaltungAutark lebenBugging OutBug Out VehicleBug Out LocationBug Out Bag

Lagerhaltung als Krisenvorsorge

Ein beliebter Aspekt des Prepping ist die Lagerhaltung, dabei werden nicht nur Lebensmittel gelagert, sondern auch andere nützliche Verbrauchsmaterialien wie Hygieneartikel, Medikamente und Batterien.

Lebensmittel

Wir empfehlen Dosennahrung, weil diese günstig ist und je nach Inhalt bis zu 15 Jahre gelagert werden kann. Das in Deutschland genutzte MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) ist nur ein Richtwert, denn auch wenn das Datum überschritten wurde, muss der Inhalt noch lange nicht verdorben sein. Die Industrie hat sich darauf geeinigt ein maximales MHD von 2 bis 3 Jahren auf Lebensmittel zu drucken.

Unüberlegte Hamsterkäufe sollten vermieden werden und es ist ratsam vor der Anschaffung eines Vorrats zu überlegen, welche individuellen Ansprüche befriedigt werden müssen. Hier eine kleine Auswahl an günstigen Lebensmitteln aus dem Supermarkt, die sich gut für die Prepping-Lagerhaltung eigenen:

• Kidney-Bohnen in der Dose (circa 10 Jahre haltbar)
• Mais in der Dose (circa 5 Jahre haltbar)
• Sauerkraut im Glas (circa 15 Jahre haltbar, enthält viel Vitamin B)
• Reis (circa 2 Jahre haltbar)
• Dosenfrüchte (circa 10 Jahre haltbar)
• Instant Kaffee (fast unbegrenzt haltbar)
• Salz und Zucker (unbegrenzt haltbar)
• Honig (unbegrenzt haltbar)

Wer größere Mengen kompakt lagern möchte, sollte unbedingt einen Blick auf Trockenwaren werfen. Getrocknete Bohnen und Linsen können auch für längere Zeiträume säckeweise gelagert werden.

Abgesehen von normalen Supermarkt Lebensmitteln gibt es eine große Auswahl an Spezial-Nahrung die zwischen 7 und 20 Jahre haltbar sein kann und ebenfalls gut für das Prepping geeignet sind. Beispielsweise Weizenriegel und Pumpernickel in Dosen.

Hier eine kleine Auswahl an speziellen Survival- und Notfalllebensmitteln:

• Weizenriegel (mindestens 7 Jahre haltbar)
• MSI BW Überlebensration Kohlehydratriegel (mindestens 10 Jahre haltbar)
• Notverpflegung NRG-M (mindestens 10 Jahre haltbar)
• Trekking Kekse / Panzerkekse (2 bis 3 Jahre haltbar)
• Pumpernickel in der Dose (15 – 20 Jahre haltbar)
• F-100 Compri Milchriegel

Bedingt durch die vielen Anwendungsmöglichkeiten solltet ihr in die Lagerhaltung auch immer Kaiser Natron integrieren. Mehr erfahren…

Wasser

Noch wichtiger als Nahrung ist jedoch Wasser und es ist empfehlenswert zusätzlich zu Wasserreserven noch Aufbereitungs- und Filtermöglichkeiten im Haus zu haben. Ein Wasservorrat kann in vorm von Notfall Trinkwasser in Beuteln (z.B. Bunderwehr EPa oder Seven Oceans Wasser-Konserve) oder in lebensmittelechten Fässern angelegt werden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass in Fässern gelagertes Wasser regelmäßig erneuert werden muss!

Beim Eintreten einer eindeutig erkennbaren Katastrophe ist es sinnvoll die Badewanne und andere große Behälter mit Wasser zu füllen, solange es noch fließend Wasser gibt! Auch wenn der Strom ausfällt ist noch für eine kurze Zeit Druck auf den Leitungen.

Es gibt diverse Wasserbehälter, die platzsparend für Notfälle bereit gelegt werden können.

• Faltkanister
• Wassersäcke
• Wasserbeutel / Trinkblasen

Die Nutzung von Brita Wasserfiltern im Haushalt kann ebenfalls von Vorteil sein. Mit einem kleinen Vorrat an Filtern besteht immer die Möglichkeiten in Notsituationen zusätzlich Wasser über Aktivkohle zu filtern. Ein Filterelement kann 100 L Wasser filtern. Wir empfehlen den großen Tischwasserfilter Brita Flow mit 8,2 L Gesamtvolumen und 5,2 L Volumen für gefiltertes Wasser.

Hygiene und medizinische Versorgung

Neben Lebensmitteln und Wasser gehören Hygieneartikel und Medikamente in das Prepping-Lager. Hygieneartikel halten das Risiko für Erkrankungen auf der Haut und im Mund gering. Als medizinische Grundversorgung solltet ihr mindestens die Basics abdecken:

• Ibuprofen gegen Schmerzen (Ibuprofen hat eine gute allgemeine Verträglichkeit)
• Kohletabletten bei Vergiftungen und Durchfall
• Tannacomp bei Mageninfektionen und Durchfall
• Voltaren-Tabletten gegen Entzündungen
• Breitbandantibiotikum (Verschreibungspflichtig und problematisch nach dem Ablauf des Verfallsdatums)
• Desinfektionsspray für Wunden

Medikamente sind mit einem Verfallsdatum versehen und verlieren danach ein Teil ihrer Wirksamkeit oder bilden gefährliche Abbaustoffe. Das gilt aber nur für Insulin, einige Antibiotika und nitroglycerinhaltige Mittel für Herzpatienten. Es gibt viele Medikamente die noch nach 15 Jahren wirken!

Autark leben und unabhängig sein

Unabhängig von anderen Menschen und staatlicher Infrastruktur zu leben ist wohl die Königsdisziplin des Prepping. Im englischen wird dies auch Off the grid living genannt. Dazu gehört primär die Selbstversorgung mit Nahrung und Wasser. Hierfür benötigt ihr einen Obst- und Gemüsegarten mit abwechslungsreich ausgesuchten Nutzpflanzen. Für die Versorgung mit Wasser bietet sich ein Brunnen oder Fluss an.

Bei Bedarf ist der nächste Schritt die Erzeugung von Strom durch Solar- oder Photovoltaiktechnik. Dieser kann zum Betreiben von Kühlschränken und zum Erhitzen von Lebensmitteln und Wasser genutzt werden. Weitere Methoden zur Stromerzeugung sind Windräder und Wasserturbinen.

Im Katastrophenfall sind die Ausgangsbedingungen auf einem abgelegenen autarken Bauernhof wesentlich besser als in einer Wohnung in der Stadt. Der Abstand zu Ballungszentren hält die Auswirkungen einer ersten Panik größtenteils auf Abstand. Das gibt dem Prepper mehr Zeit um die Situation zu sondieren. Zur Informationsgewinnung sollten Radio und Funkgerät bemüht werden, dabei darf auch die Observation der Umgebung nicht außer acht gelassen werden. Basierend auf den gewonnen Informationen kann dann entschieden werden ob oder wann eine Flucht (Bugging Out Situation) angetreten werden muss.

Bugging out

Die englische Bezeichnung Bugging out beschreibt die Flucht aus den eigenen vier Wänden um einer Notsituation zu entkommen. Es ist wichtig frühzeitig eine Entscheidung zu treffen, wenn Katastrophen eintreten. Bleibt ihr zu Hause und schließt euch ein, oder verlasst ihr die Wohnung um euch vor den Langzeitfolgen der Katastrophe zu schützen?

Gerade in großen Städten müsst ihr nach Katastrophen mit Plünderungen rechnen. Je größer die Verzweiflung durch Hunger und/oder Durst ist, desto wahrscheinlicher wird es, dass Menschen anfangen sich gegenseitig zu bestehlen. Menschenleben sind dann plötzlich nicht mehr viel Wert und schnell wird es ungemütlich.

Für eine effektive Flucht ist es wichtig, die direkte Umgebung und damit auch mögliche Fluchtwege zu kennen. Nur so kann eine ungesehene oder wenigstens unauffällige Flucht aus der Stadt garantiert werden. Ebenfalls wichtig ist es Kenntnisse über potentielle Ziele (Bug Out Location) und Zwischenstationen zu besitzen.

Wie lange eine Bug Out Situation ist, hängt stark von der Intensität und Art der auslösenden Notsituation ab. Um Informationen zu erhalten, bieten sich Kurbelradios an, die auch ohne Strom betrieben werden können. Falls Übertragungen oder eine Rundfunksendung empfangen werden können, gibt das Informationen über die offizielle Lage. Bleibt ein Signal aus, muss die Situation basierend auf alternativen Informationen beurteilt werden.

Bug Out Vehicle / BOV

Wenn ihr die Flucht nicht zu Fuß antreten wollt, braucht ihr ein Fluchtfahrzeug. Bei einer Massenflucht könnt ihr das Auto getrost stehen lassen, denn es wird Staus und blockierte Straßen geben. Wesentlich besser wäre da schon ein Motorrad, denn damit habt ihr selbst bei verstopften Straßen noch die Möglichkeit durchzukommen. Nichtsdestotrotz benötigt ein Motorrad irgendwann neuen Treibstoff. Eine Abhängigkeit, die nicht unbedingt vorteilhaft ist.

Das ultimative Fluchtfahrzeug ist und bleibt das Fahrrad. Betrieben von der eigenen Muskelkraft trägt einen das Fahrrad, auch abseits von befestigten Straßen, ohne fossile Treibstoffe zu benötigen. Gut ausgestattet ist ein Fahrrad der perfekte Lastentransporter. Mit einem Frontkorb und einer Gepäcktasche am Gepäckträger können zwischen 70 und 100 Liter verstaut werden!

Zur Ausstattung eines Bug Out Bikes gehören unplattbar Reifen, Flickzeug, ein Ersatzschlauch und eine kleine Auswahl an Werkzeug. Es ist wichtig das Fahrrad möglichst lange selber in standhalten zu können.

Bug Out Location / BOL

Viele Prepper haben für den Fall einer Katastrophe eine oder mehrere sogenannte Bug Out Location(s). Dort findet der Prepper auf der Flucht Unterschlupf, Vorräte und/oder Ausrüstung. Dieser Vorbereitungsschritt erscheint sinnvoll, denn mit einem Ziel vor Augen wird planloses Umherirren ausgeschlossen.

Als Bug Out Location eignen sich besonders präparierte und abseits großer Städte liegende Grundstücke genauso wie abgelegene Waldgebiete. Es ist also nicht unbedingt nötig in ein extra Grundstück zu investieren, wenn ihr in der Stadt lebt. Eine schwer zu erreichende Waldlichtung mit anliegender Wasserquelle ist ebenfalls eine Option.

Es sollte darauf geachtet werden, dass es mindestens zwei bekannte Routen zur Bug Out Location gibt.

Ausstattung einer guten Bug Out Location:

• Wasserquelle
• Wasseraufbereitungsmöglichkeiten
• Essentielle Ausrüstung
• Ausrüstung für Langzeitkatastrophen
• Lebensmittelvorräte
• Unterschlupf bzw. Schutz vor den Elementen

Bug Out Bag / BOB

Der sogenannte BOB oder Bug Out Bag wurde im Zuge des Katastrophenschutzes in den USA entwickelt. Dabei handelt es sich um einen Fluchtrucksack gefüllt mit Equipment, welches einem das Überleben für 72 Stunden ermöglichen soll. Also ganz klar mit Ausblick auf Rettung nach einer Katastrophe. Ein Bug Out Bag sollte fertig gepackt zu Hause stehen oder im Auto liegen.

Hier zeigen wir unsere Version eines 72 Stunden Bug out Bags und als Basis wird ein wasserdichter Rucksack empfohlen. Normalerweise gehört noch ein USB-Stick mit Scans von wichtigen Dokumenten, wie Ausweisen oder Pässen dazu:

Verpflegung

• Wasserfilter (Im Notfall-Stiftformat von Sawyer beispielsweise.)
• 4 Liter Wasser (2x 2L)
• Wasseraufbereitungstabletten
• 6 Energieriegel (Wir empfehlen Clif Bar oder EnergyCake.)
• 2 Dosen-Mahlzeiten
• 2 Hiking / Expedition Foods (Benötigt heißes Wasser für die Zubereitung.)
• Kaiser Natron

Licht und Wärme

• BIC Feuerzeug + zwei Tampons (Tampons stellen einen sehr guten Zunder dar.)
• Feuerstahl
• Stirnlampe inklusive Ersatzbatterien
• 2 Knicklichter (15cm) in Grün

Kleidung

• Sonnenbrille
• Bandana / Dreiecktuch / Shemag
• Regenponcho
• Ersatzsocken & Ersatzunterwäsche (Wasserdicht verpackt.)
• Mütze
• Arbeitshandschuhe
• Staubmaske

Unterschlupf

• Tarp oder Plane
• Notfall- / Rettungsdecke
• Isomatte (optional)
• Schlafsack (optional)

Werkzeuge

• Taschenmesser
• Multitool
• Kompass
• Lokale Karte
• Kleines Erste Hilfe Set
• 5 bis 10 Meter Paracord
• Trinkflasche (Am besten aus Metall ohne Beschichtungen im Inneren, damit sie auf das Feuer gestellt werden kann.)
• Messer (optional)
• Kochset (optional)
• Solarladegerät für das Smartphone (optional)
• Kleines Monokular (optional)
• Superkleber (optional)

sonstiges

• Karten- oder Würfelspiel
• Lektüre (im kleinen Taschenbuchformat)

Hier der offizielle Bug Out Bag der Bundesregierung (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe).